Das antike Cambodunum
Die erste Kemptener Wasserversorgung wurde von den Römern gebaut. Alle Spuren von Wasserleitungen aus Holz und Keramik im Gelände der einstigen Römerstadt und die heute noch bestehenden Quellen sprechen dafür: Das römische Cambodunum rechts der Iller (ca. 10 n. Chr. bis ins 4. Jahrhundert n. Chr.) bezog sein Wasser vom Lenzfrieder Höhenrücken und seinem Umland. Aus der hier zu Tage tretenden Gesteinsrippe wurde einer großer Teil der römischen Siedlung erbaut.
Der Lenzfrieder Höhenrücken ist aber auch für das moderne Kempten wichtig. Hier nahm die Gemeinde St. Mang 1906 einen Hochbehälter in Betrieb. Hier errichtete das Kemptener Kommunalunternehmen einen modernen Hochbehälter, der die Versorgung der Stadt auf viele Jahre hinaus sichern soll.
Die Römer waren bekannt als gute Ingenieure, für ihre Thermenkultur - und ihren hohen Wasserverbrauch. Sie kannten bereits Holzdeichel-Leitungen, ausgehöhlte Baumstämme, die durch eiserne Zwingen zu Wasserleitungen verbunden wurden.
Mittelalter
Während der Bedarf von Teilen der Altstadt schon um das Jahr 1000 mit gutem Quellwasser vom Illerhang bei Kottern gedeckt wurde, hatte die Stiftssiedlung zur gleichen Zeit mit schlecht gefassten Quellen ihre Not.
Das Verhältnis von Freier Reichsstadt und Stift war meist nicht das beste. "Konsequenterweise" gab es immer wieder Streit ums Wasser.
1677 - Wasserbrief
Mit dem Wiederaufbau der Residenz nach dem Dreißigjährigen Krieg stieg der Wasserverbrauch stark an. Nach langwierigen Verhandlungen, die Fürstabt Bernhard Gustav von Baden mit der Reichsstadt führte, kam es zur Einigung, die im "Wasserbrief" von 1677 festgehalten wurde. Der Brief regelt vor allem die seit 1608 bestehende Teilung des Mühlbachs unterhalb der Hofmühle neu.
Mit dem Ziel, Mühlwerke unabhängig von der Stadt betreiben zu können, ließ Fürstabt Rupert von Bodman von 1693 bis 1701 die erste Kemptener "Fernwasserversorgung" bauen. Rund ein Drittel der 14,5 Kilometer langen Fernleitung vom Eschacher Weiher bestand aus künstlich angelegten Kanälen.
1707 bis 1716 - "Prozess"
Die im Wasserbrief von 1677 festgehaltene Einigung hinderte Reichsstadt und Stift nicht daran, mit Hingabe zu prozessieren. 1707 erhob die Reichsstadt Klage beim Reichskammergericht in Wetzlar, weil das Stift den städtischen Brunnenmeister und Bürger Johannes Dannheimer ins Gefängnis gesteckt hatte. Das Stift verdächtigte die Reichsstadt, gutes Brunnenwasser in die Stadt zu leiten, trübes, mit Fäkalien verschmutztes Wasser dagegen in die Stiftssiedlung. Der Streit endete erst 1716 mit einem Vergleich.
1802 - Kempten wird bayerisch
1802 besetzten bayerische Truppen Kempten. Der Staat übernahm in der Folge die Wasserversorgung - mit mäßigem Erfolg. Nach dreißigjährigen Verhandlungen wurde 1844 ein Vertrag geschlossen, der der Stadt Kempten die Wasserhoheit zurückgab.
1818 - Vereinigung der beiden Kempten
Bei der Vereinigung von Reichsstadt und Stiftsstadt 1818 wurde die Trinkwasserversorgung als wichtiges Problem erkannt, der Ausbau der Kotterner Wasserleitung aber erst 1845 begonnen. Den Vorschlag, für die hölzernen Deichelleitungen - dem Stand der Technik entsprechend - gusseiserne Rohre zu verwenden, lehnte der Magistrat der Kosten wegen ab. Die Deicheln erwiesen sich in der Folgezeit als im Unterhalt sehr teuer. Sie wurden ab 1865 durch Gussrohre ersetzt.